Solothurner Zeitung, 11.1. 2004  
13.Januar.04
Die vielen Gesichter der Liebe
Studer&Stampfli, das amourös-musikalische Duo, füllte mit seinem ersten Programm den Uferbau gleich dreimal.

Susi Reinhart

Studer & Stampfli - so nennen sich die Sängerin Rahel Studer und der singende Pianist Philipp Stampfli - hatten am Donnerstag Premiere im Uferbau: «Beiden klopfte das Herz» heisst ihr neues, ihr erstes Programm. So viel vorweg: Das Programm wird seinem Titel gerecht. Studer&Stampfli boten einen szenischen Liederabend, der mitten ins Herz traf. Und bestens ankam: Auch für die Vorstellungen von Freitag und Samstag war der Kulturraum im Uferbau restlos ausverkauft.

Und so sah das aus. Am Bühnenrand eine Girlande mit gelben, orangen, violetten und roten Lämpchen; auf der Bühne ein Klavier und zwei Mikrofone. Der Kulturraum, wie gesagt, rammelvoll. Auftritt des «Liebespaars». Sie in knallrotem halblangem Jupe, roten Strümpfen, schwarzem Oberteil; er in Anzug, weissem Hemd mit Rüschenstreifen. Beide umwindet ein grossblütiges, rosarotes Kunstrosenband. Umständlich erklettern sie die Bühne.

Eine köstliche Show

Und bald erklingt «Wildi Rose». Richtig schmalzig, schmachtend singen sie, stellen sich absichtlich unbeholfen an. Dann setzt sich der Pianist ans Klavier -und es beginnt eine köstliche Show mit vielen Überzeichnungen und ebenso viel Schalk und Augenzwinkern. Erste Liebe, dritte Liebe, Liebeskummer, Neckereien, Anbetung. Die ganze Gefühlspalette wird bespielt und besungen. Der Funke springt im Nu aufs Publikum über.

Vertreten ist aber auch das ernsthafte, berührende Liebeslied. Vor allem dann ist wunderschön, wie die beiden Stimmen zusammenpassen, gar miteinander verschmelzen. Raffiniert und originell die Arrangements, die sofort das Original erkennen lassen, aber so eigen daherkommen, dass etwas Neues entsteht. Dies gilt für alle Covers von ABBA über Gölä bis zu No Angels sowie die eingestreuten Volkslieder.

Kontaktanzeigen-Rezital

«Da wir viele englische Lieder singen, ist es uns ein Anliegen, sie in Mundart zu übersetzen», erklärt Philipp Stampfli. Die Texte werden zum Teil leicht abgeändert und angepasst. So singen sie auch mal in zwei Sprachen parallel, oder bauen eine Simultanübersetzung ein. Stampfli ist ein virtuoser, fantasievoller, versierter Pianist. Umwerfend die Mimik der beiden, ihr schauspielerisches Talent, die tänzerischen Einlagen. Jürg Feier seinerseits rückt das Geschehen ins schönste Licht.

Und es geschieht Einiges. Stampfli vollführt einen Samba und liegt danach gar flach auf der Bühne, Studer legt eine heisse Tanzshow auf die Bretter, später räkelt sie sich auf dem Klavier, während er sie singend anbetet, sie rezitiert Kontaktanzeigen und er philosophiert über Puls, Blut- und Herzfunktionen.

«Beiden klopfte das Herz» ist mehr als ein Liederabend. Das verdankt sich auch Regisseurin Renate Adam, mit welcher Studer&Stampfli seit Oktober zusammen arbeiten.

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