Studer, Stampfli und Sofa
Ein Klavier, zwei Stimmen und ein Sofa mit farbigen Kissen: Mit ihrer zweiten Produktion «on the couch» eroberte das Duo Studer & Stampfli
das Publikum im Uferbau im Sturm. Ein vergnüglicher Liederabend.
SUSI REINHART
Sie tragen ihr Sofa auf Händen, trällern ein Lied dazu. Noch eine Extraschlaufe durchs Publikum, bevor die Couch sorgfältig am Bühnenrand platziert wird. Studer und Stampfli, das singende, Klavier und Theater spielende Duo in farbenprächtigem Outfit, setzt sich vors Publikum, verharrt und schaut gespannt in den Raum. Lange Pause. Ein erstes Kichern geht durch die Zuschauer.
An der Premiere im Uferbau blieb am Freitag kein Platz frei; es wurde sogar eilends eine zusätzliche Stuhlreihe installiert. Diese Woche finden noch zwei Vorstellungen statt *.
Holländisch und indisch
Dann kommt Bewegung in die beiden. Es beginnt ein Musik-Feuerwerk mit Stücken der Bee Gees, Abba, Supertramp bis hin zu einem Stück Josef Reinhart, das sich langsam in einen Reggae verwandelt. Mal wird der originale Text gesungen – die Stimmen rein und schön verschmelzend – mal wird frei übersetzt, leicht abgeändert oder in zwei Sprachen (holländisch und indisch zum Beispiel) im Duett gesungen. Und immer ist da die köstliche Begleitung durch Mimik und Bewegung.
Rahel Studer und Philipp Stampfli liegt das szenische Spiel. «Wir haben rund dreiviertel Jahre, meist an Wochenenden, in einem Probelokal mit Regisseur Dominique Saner gearbeitet», verrät Rahel Studer. Sie liebe das Theatralische: So himmelt sie völlig glaubwürdig ihren «Geliebten» Studer an – und lässt ihn wenig später trotzig abblitzen. Die Miene bleibt streng – auch wenn das Publikum schallend loslacht.
Philipp Stampfli gelingt dies ebenso trefflich. Unglaublich komisch, wenn er halb am Boden liegend mit einer Hand in die Tasten greift – er ist ausgebildeter Pianist –, sich und seine Partnerin auf dem Klavier begleitet. Oder wenn er nach all dem Liebesgeflüster plötzlich eine Nocturne von Chopin spielt. Ganz zu schweigen von den Tanzeinlagen der beiden…
Der Sofa-Lebensabschnitt
Es ist die zweite Produktion des Duos. Vor zwei Jahren waren sie mit «Beiden klopfte das Herz» erstmals zu sehen gewesen. Die Idee hinter dem zweiten Stück: «In unserem Alter ist es so, dass man mehr auf dem Sofa sitzt als früher», sagt Studer, die als Primarlehrerin arbeitet und an einer Musikschule Gesang unterrichtet. «Zuerst dachten wir fast, es werde ein Midlife-Crisis-Stück», lacht sie, dann habe es sich aber sehr viel bunter entwickelt. Es gehe um den Ausbruch aus dem Alltag, um die Fähigkeit, sich Träume zu bewahren. Die Stücke haben sie im Teamwork neu arrangiert. «Am Klavier ist alles improvisiert», ergänzt Stampfli. Mal sind die Übergange von einem zum nächsten Lied nahtlos, mal gibt es einen bewussten Schnitt.
Es bleibt unbeschreiblich, welch nahezu halsbrecherische Akrobatik mit und um das Sofa getrieben wird. Mit schönster Musik und umwerfenden Gags.
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